27. Oktober 2017

Ein Abend mit Trettmann: Im Spiegel der Erinnerungen.

Es muss 2006 gewesen sein, als ich das erste Mal mit Ronny Trettmann in Kontakt gekommen bin. Nicht persönlich - sondern über die schwungvoll vibrierende Membran meines Trommelfells. "Der Sommer ist für alle da" pumpte als sächsische Reggae-Persiflage über meine Computerboxen.

Das Myspace-Zeitalter: Ich erinnere mich noch, wie ich in regelmäßigen Abständen Ronnys Seite besuchte, um im eckigen Mini -Player einen der vier Tracks anzuklicken und virtuos durchs Zimmer zu wippen. "Hand ab" und "Großvater" sind unvergessen und Lines wie "Paola im Skoda" haben sich damals sofort intensiv in meine Gehirnrinde gebrannt. Aus welchem Song stammt die Line noch gleich? *grübel*

 

Birnenpfeffi mit Zimt


Dann kam 2013 die Platte "Tanz auf dem Vulkan". Das Teil ist solange in Elas tiefergelegtem Golf gelaufen, bis die CD fast lückenlos von Kratzern übersäht war. "Birnenpfeffi mit Zimt, Birnenpfeffi mit Zimt", schriehen wir durch die Gassen, wenn wir einen Schuss Sprit im Tee hatten. Und einige Leute in unserem Freundeskreis hielten uns schon für geistig final entkorkt. 

KitschKrieg


2016, next Level Digger. Die erste KitschKrieg-EP kommt um die Ecke und die große Diskussion geht los. Darf er das? Was soll dieser komische Autotune-Effekt? Warum macht er nicht weiter wie bisher? Einige schreiben, "Trapmann" sei ein musikalischer Verräter und Mitläufer. 

Als ich "Skyline" das erste Mal höre, bin ich komplett geflasht. Und nein, ich konnte diese dämliche Diskussion über seinen "neuen" Style nicht nachvollziehen. 





Ich bin auf der ersten KitschKrieg-EP so dermaßen hängengeblieben, wie ein dickes Kind auf Hershey´s-Soße mit Karamelleis und gebrannten Nüssen. Unglaublich, wie oft eine Handvoll Tracks im Kreis laufen kann. Wir haben 2016 mit der ersten KitchKrieg EP den gesamten Zeltplatz in Holland tagelang beschallt. Sowohl musikalsich als auch textlich hat Tretti etwas grandioses und komplett eigenständiges geschaffen. Und das liegt definitiv nicht an Autotune.  

Hier und jetzt


26.10.2017: Gerade stehe ich im IFZ Leipzig. Tretti steht mit Käppi und Sonnenbrille auf der Bühne und performt "Grauer Beton" von seinem nagelneuen Album #DIY. Alle bewegen sich im Buntlicht. Ich stehe still an der Seite und genieße den Augenblick - jeden einzelnen Schnipsel von Trettmanns Diskographie vor Augen. Gänsehaut. Was für eine Entwicklung! 



Tretti merkt es nicht, aber ich bewege mein Cap mit zwei Fingern am Schild kurz hoch und runter. Er macht nicht nur "die Mutti stolz". Hut ab, Rakete!

Mich rempeln unabsichtlich ein paar ausgelassene Peoples an und ich verschütte beinah meinen Colamix. Eine Sache nehme ich Tretti allerdings sehr übel: Meine Freundin pumpt seine Mucke intensiver als meine. 


Word!

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